Die Produktmentalität in Plattformteams

Teil 5
Fragt nicht, was Entwickler für euch tun können, sondern was ihr für eure Entwickler tun könnt.
Teil 1: Die Bedeutung der Zustimmung des oberen Managements
Teil 2: Aufbau einer Platform-Engineering-Organisation
Teil 3: Wie Plattformteams ehrgeizige Ziele erreichen können
Teil 4: Ein Mantra für den Erfolg von Plattformteams
Teil 5: Die Produktmentalität in Plattformteams
Teil 6: Erfolgsmessung jenseits von Zahlen in Plattformteams
Teil 7: Kommunikation von Erfolgen und Herausforderungen in Plattformteams
Warum eine Produktmentalität das Spiel verändern kann
Denkt an euer Lieblingsprodukt. Warum liebt ihr es? Weil es auf eure Bedürfnisse eingeht, eure Wünsche vorwegnimmt und etwas Einzigartiges bietet, oder? Wendet nun dieselbe Logik auf die Entwicklung von Plattformen an.
Wenn ein Plattformteam eine produktbezogene Denkweise an den Tag legt, geht es nicht mehr darum, einfach nur "etwas zu bauen", sondern Lösungen zu schaffen, die bei den Benutzern wirklich ankommen. Bei dieser Denkweise geht es darum, den Benutzer in den Mittelpunkt zu stellen, sich ständig weiterzuentwickeln und einen Mehrwert zu schaffen.
Es geht nicht nur darum, was die Plattform leisten kann, sondern auch darum, was der Benutzer mit ihr erreichen kann.
Brücken zu internen Kunden bauen
In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff "interne Kunden" auf Entwickler, Teams oder Abteilungen, die die Plattform innerhalb eures Unternehmens nutzen werden.
Mit einer produktbezogenen Denkweise wird die Beziehung zwischen dem Plattformteam und seinen Kunden interaktiver und kooperativer. Es geht nicht darum, ihnen einfach nur Tools zu geben, sondern ihre Herausforderungen, Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen.
Regelmäßige Feedback-Sitzungen, Workshops oder sogar zwanglose Kaffeekränzchen öffnen die Kommunikationskanäle und helfen der Plattform, relevant und wirkungsvoll zu bleiben.
Verlagerung des Schwerpunkts von der Infrastruktur auf das Plattformteam
Der Übergang von einer traditionellen Infrastruktur-Mentalität zu einem produktorientierten Plattformteam kann sich wie das Erlernen einer neuen Sprache anfühlen.
In der Vergangenheit arbeiteten die Infrastrukturteams hinter den Kulissen und sorgten dafür, dass die Systeme reibungslos liefen, während sie von den Endbenutzern eher distanziert blieben. Sie kommunizierten nur über Änderungsanträge in ihrem ITIL-System (Information Technology Infrastructure Library).
Die Konzentration auf Platform-Engineering-Teams bedeutet, dass sie direkt mit den Benutzern interagieren und die Verantwortung für das Benutzererlebnis übernehmen.
Dieser Wandel verändert nicht nur die operativen Strategien, sondern auch die DNA des Teams selbst. Sie erfordert proaktives Engagement, eine Konzentration auf das Feedback der Benutzer und Offenheit für ständige Weiterentwicklung.
Und ja, es wird Anlaufschwierigkeiten geben, z. B. Widerstand gegen Veränderungen, Ängste, Grenzen zu überschreiten, und sogar Verständnis für neue Dynamiken. Aber mit Engagement und einer klaren Vision kann der Wandel zu tiefgreifenden organisatorischen und persönlichen Vorteilen führen.
Die Menschen hinter dem Produkt
So wie ein Schiff einen Kapitän braucht, um seinen Kurs zu steuern, profitieren Plattformteams immens von Produktmanagern (PMs), Product Ownern (POs) und User Experience-Spezialisten.
Diese Experten verfügen über fundierte Kenntnisse der Benutzerbedürfnisse, der Marktdynamik und der Produktentwicklung. Sie helfen bei der Priorisierung von Funktionen, optimieren das Benutzerfeedback und stellen sicher, dass die Plattform benutzerorientiert bleibt. Betrachtet sie als Brücke zwischen der technischen Welt der Plattform und den realen Herausforderungen der Nutzer.
Gleichgewicht zwischen "Daten sagen" und "Daten tun"
Es ist ein uraltes Rätsel: Menschen sagen vielleicht, dass sie das eine wollen, aber ihre Handlungen spiegeln etwas anderes wider. An dieser Stelle kommt der Unterschied zwischen "say data" (was die Kunden sagen, dass sie es wollen) und "do data" (wie die Kunden mit der Plattform umgehen) ins Spiel.
Stellt euch vor, man sagt euch, dass ein Tool zu kompliziert ist, und dann beobachtet ihr, dass es von den Kunden rege genutzt wird. Diese Diskrepanz kann eine wahre Fundgrube an Erkenntnissen sein.
Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden. Während die "say data" wertvolles Feedback liefern, bieten die "do data" echte Verhaltensmuster.
Durch die Analyse beider Daten können Plattformteams den Unterschied zwischen dem, was die Benutzer glauben zu brauchen, und der Art und Weise, wie sie mit den Tools interagieren, feststellen. Das Ergebnis sind informierte Teams, die wirkungsvolle Software entwickeln.
Produkt- vs. technologieorientierter Ansatz
Bei der Umstellung auf eine produktbezogene Denkweise für Plattformteams wird häufig die Frage diskutiert, ob man produkt- oder technologieorientiert vorgehen sollte. Beide Ansätze haben ihre Vorzüge, aber die Kunst besteht darin, den goldenen Mittelweg zwischen ihnen zu finden.
Produktorientierter Ansatz
Produktorientiert zu sein bedeutet, dass die Bedürfnisse, Wünsche und Herausforderungen der Benutzer die Entscheidungen eures Teams in erster Linie beeinflussen. Dieser Ansatz führt häufig zu:
- Enge Abstimmung mit den Geschäftsergebnissen: Die Konzentration auf die Bedürfnisse der Nutzer führt zu Geschäftsergebnissen.
- Höhere Benutzerzufriedenheit: Ihr entwerft und entwickelt das, was die Benutzer brauchen.
- Klarere Roadmaps: Ziele sind in der Regel einfacher zu erreichen, da sie direkt mit den Nutzer- und Geschäftsergebnissen verknüpft sind.
Eine zu starke Produktorientierung kann jedoch dazu führen, dass innovative technologische Fortschritte verpasst werden, die dem Produkt einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschaffen könnten.
Technologieorientierter Ansatz
Technologieorientiert zu sein bedeutet, dass Entscheidungen in erster Linie auf technologischen Fortschritten, Trends und Möglichkeiten basieren. Dies führt häufig zu:
- Innovative Lösungen: Die Vorreiterrolle in der Technologie kann zu Lösungen führen, an die die Benutzer noch gar nicht gedacht haben.
- Leistungs- und Sicherheitsverbesserungen: Dieser Ansatz verschiebt die Grenzen in Bezug auf Geschwindigkeit, Effizienz und Sicherheit.
- Zukunftssicherheit: Durch die Nutzung der neuesten Technologien kann das Produkt besser an zukünftige Veränderungen angepasst werden.
Ein allzu technologieorientierter Ansatz kann jedoch dazu führen, dass Funktionen entwickelt oder Technologien eingesetzt werden, die zwar gefragt sind, aber nicht unbedingt den Bedürfnissen der Benutzer entsprechen oder mit den Unternehmenszielen in Einklang stehen.
Den Mittelweg gehen
Der Zauber liegt in der Ausgewogenheit. Hier ist der Grund dafür:
- Optimale Nutzung der Bemühungen: Durch die Ausgewogenheit beider Ansätze wird sichergestellt, dass die Bemühungen auf wichtige benutzerorientierte Funktionen gelenkt werden können, während gleichzeitig die technologischen Trends nicht aus den Augen verloren werden.
- Relevant und innovativ bleiben: Die Verbindung von Nutzerbedürfnissen und Spitzentechnologie bedeutet, dass aktuelle Anforderungen erfüllt und künftige antizipiert werden.
- Risiken abmildern: Während ihr innovativ seid, orientiert ihr euch auch an den realen Bedürfnissen und vermeidet den Tunnelblick auf technische und benutzerbezogene Anforderungen.
Auch wenn es verlockend ist, sich ausschließlich auf das Produkt oder die Technologie zu konzentrieren, liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Synergie zwischen beiden Bereichen.
Es geht darum, technologisch fortschrittliche Lösungen zu schaffen, die die Benutzer wirklich brauchen und schätzen. Vermeidet die Extreme, haltet das Gleichgewicht.
Plattformteams mit einer produktbezogenen Denkweise stellen die Bedürfnisse der Nutzer in den Vordergrund
Die Entwicklung von Lösungen, die über Tools hinausgehen und zu echten Erlebnissen werden, ist das Ergebnis einer produktbezogenen Denkweise. Solche Teams fördern eine tiefere, wechselseitige Interaktion mit internen Kunden, zu denen Entwickler oder ganze Abteilungen gehören können.
Die Umstellung von traditionellen Infrastrukturrollen kann eine Reihe von einzigartigen Herausforderungen mit sich bringen. Während die Umstellung oft monumental ist und sowohl betriebliche als auch kulturelle Facetten berührt, sind die Vorteile beträchtlich.
Im Zuge der Weiterentwicklung wird die Einbeziehung von Produktexperten entscheidend. Diese Personen, seien es User-Experience-Spezialisten oder PMs, fungieren als Brücke zwischen den technischen Möglichkeiten der Plattform und den realen Herausforderungen der Nutzer.
Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Balance zwischen "Daten sagen" und "Daten machen". Für die Teams ist es wichtig, die Wünsche der Benutzer mit ihren tatsächlichen Interaktionen mit der Plattform abzugleichen, um fundierte Entscheidungen bei der Softwarebereitstellung treffen zu können.
Schließlich ringen Plattformteams oft mit der Entscheidung, ob sie produkt- oder technologieorientiert arbeiten sollen. Obwohl jeder Ansatz seine Vorzüge hat, liegt der wahre Erfolg in der Integration beider Ansätze. Plattformteams können wirkungsvolle, dauerhafte Lösungen schaffen, indem sie sicherstellen, dass technologische Innovationen den tatsächlichen Bedürfnissen der Benutzer entsprechen.
Weitere Lektüre
Wenn ihr mehr über die Feinheiten einer produktbezogenen Denkweise und das Verständnis des Nutzerverhaltens erfahren möchtet, sind die folgenden Bücher sehr zu empfehlen:
"Escaping the Build Trap: How Effective Product Management Creates Real Value" - von Melissa Perri
Melissa Perri untersucht die häufigen Fallstricke, denen Unternehmen begegnen, wenn sie sich mehr auf die Entwicklung von Funktionen als auf die Schaffung von Werten konzentrieren. Es ist ein aufschlussreicher Leitfaden für alle, die einen wirklich produktzentrierten Ansatz verfolgen.
Nathaniel Greene taucht in die Welt der Verhaltenswissenschaft ein und beleuchtet, warum Verbraucher bestimmte Entscheidungen treffen. Dieses Buch bietet wertvolle Einblicke für Unternehmen, die ihr Publikum wirklich verstehen wollen.
Beide Bücher bieten eine Fülle von Wissen für diejenigen, die das Nutzererlebnis und die Produktentwicklung verstehen und optimieren wollen. Viel Spaß beim Lesen!
Nachdem wir uns nun mit dem Produktgedanken auseinandergesetzt haben, wollen wir herausfinden, wie die Erfolgsmessung in Plattformteams aussieht.
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